Emissionsreduzierung: Stahlmöbelhersteller setzt auf neue, VOC-freie ATL-Lösung

Um seine Emissionen möglichst komplett herunterzufahren, suchte ein Stahlmöbelhersteller nach einem Ersatz für das bisherige lösemittelbasierte ATL-System. Es wurde in einem ein 2K-System ohne kennzeichnungspflichtige Löse- und Neutralisationsmittel gefunden.

Von Arbeitsplätzen, Archiven und Bistro-Tischen bis hin zu Regalsystemen und Werkstätten – der hessische Produzent Christmann + Pfeifer (C+P) hat sich auf hochwertige Stahlmöbel für vielfältige Einsatzbereiche spezialisiert. Rund 1.500 Tonnen Stahl verarbeitet das Unternehmen jeden Monat für Einzelmöbel ebenso wie für Kompletteinrichtungen von Großobjekten. Gefertigt werden sie in drei Werken. Korrosionsschutz ist dabei ein großes Thema: Das betrifft vor allem Spinde und Schließfächer für Schwimmbäder sowie Möbel, die auf dem Seeweg ins Ausland transportiert werden.

2K-System ohne kennzeichnungspflichtige Löse- und Neutralisationsmittel

Vorbehandelt werden die Stahlbauteile mit einer Eisenphosphatierung. An den Standorten Thüringen und Hessen erfolgt danach eine ATL-Tauchlackierung, die bei C+P bereits die Finishlackierung ist. Der Standardton ist RAL 7035, also Lichtgrau; alle weiteren Farben sind per Pulverbeschichtung möglich. Über mehrere Jahre setzte C+P ein lösemittelbasiertes ATL-System des Herstellers FreiLacke ein. Doch den Entscheidern war es wichtig, die Emissionen möglichst komplett herunterzufahren und damit auch in Zukunft behördlichen Auflagen gerecht zu werden.

Der Schwarzwälder Lackspezialist FreiLacke nahm den Auftrag an und konnte nach nur wenigen Monaten die ersten Ergebnisse vorlegen: Herausgekommen ist der „Freiotherm-ATL-EcoOne“, ein 2K-System ohne kennzeichnungspflichtige Löse- und Neutralisationsmittel. „Das ist der Vorteil eines Familienunternehmens: Hier sind noch echte Serviceleistungen möglich, die man andernorts vergeblich sucht“, sagt Jens Pott, C+P-Fertigungsleiter.

Praxistest offenbart Kühlungsbedarf

Das jüngste Kind in der ETL-Familie von FreiLacke ist das neue anodische Zweikomponentensystem ohne VOC-relevante Löse- und Neutralisationsmittel in der Pastenmischung, das weltweit bislang einzigartig ist. „Hier steht dem Anwender ein System zur Verfügung, das alle Eigenschaften einer anodischen Einschichtlackierung aufweist, wie zum Beispiel Schichtdicken bis 45 μm, Vergilbungsstabilität und sehr gute Umgriffeigenschaften“, sagt Andreas Segin, der bei FreiLacke die Entwicklung der Elektrotauchlacke leitet.

Nach der Entwicklung von „EcoOne“ führte der Hersteller rund ein Jahr lang verschiedene Laborversuche durch, um das System auf Herz und Nieren zu prüfen. Anschließend galt es, die im Labormaßstab entwickelte Rezeptur in die Praxis umzusetzen: Im ETL-Technikum bei FreiLacke wurde ein Vier-Kubikmeter-Becken mit EcoOne befüllt und abgeprüft. „Hier zeigten sich einige Herausforderungen für die Praxis: So ist das neue System zum Beispiel empfindlicher im Vergleich zu lösemittelbasierten Systemen, was den Wärmeeintrag durch Pumpen und das Abscheiden betrifft. Also ist eine ausreichende Kühlung des Badmaterials unerlässlich. Das war eine wichtige Erkenntnis für uns, da dieser Effekt in den Laborversuchen nicht aufgetreten war!“, erinnert sich Segin.

Technikumsbecken auf Reisen

Im April 2019 ging das Technikumsbecken zusammen mit dem Badmaterial auf die Reise nach Nordhessen zum C+P-Werk in Breidenbach – aufgrund seiner beachtlichen Größe eine wahre logistische Herausforderung, so Segin. In Breidenbach wurden darin zunächst einzelne Musterteile beschichtet. „Alles hat gepasst“, fasst Jens Pott die Ergebnisse kurz und knapp zusammen, von Salzsprühtests, der Überlackierbarkeit bis hin zu Abriebfestigkeit und Biegetest.

Und so startete in Breidenbach Anfang Oktober 2019 die große Umstellung: Das alte Becken, das 69.000 l fasst, wurde abgepumpt. „Als die Serienfertigung mit „EcoOne“ begann, waren wir vom Ergebnis positiv überrascht“, sagt Pott. „Eigentlich hatten wir wenigstens mit kleineren Problemen gerechnet, aber der Ausschuss war verschwindend gering, der Umgriff so viel besser als erwartet, ebenso wie der Schichtdickenaufbau!“ In den ersten Wochen wurde das Becken dann noch weiter „eingefahren“, die ATL-Paste immer wieder nachjustiert. „Das Becken ist nun einmal deutlich größer als das Probebecken, sodass andere Spannungen möglich sind, und die Geometrien der Bauteile variieren schließlich auch“, erläutert Segin das Vorgehen.

„Wenn man individuelle Lösungen sucht, ist man bei FreiLacke sehr gut aufgehoben“, so das Resümee von Jens Pott. Der Schwarzwälder Hersteller gehe gern einmal andere Wege, entwickle immer neu, sei sehr innovativ und bestens aufgestellt. „Nicht von ungefähr währt unsere Zusammenarbeit schon Jahrzehnte!“, so Pott. Aufgrund der sehr guten Resultate in Breidenbach wurde im November 2019 auch am Standort Gotha das Becken, das rund 74.000 l fasst, auf „EcoOne“ umgestellt. Seither wurden stetig die Systeme verbessert und weiterentwickelt. (OM-05/22)

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Über FreiLacke

Seit 1926 steht FreiLacke für innovative Farben und Lacke. Das Familienunternehmen wird bereits in dritter Generation geführt und entwickelt mit 600 Mitarbeitern am Standort Döggingen/Schwarzwald maßgeschneiderte Lösungen für Kunden aus den Bereichen Räder, Fahrzeugbau, Maschinen- und Apparatebau, Lohnbeschichtung, Schienenfahrzeuge, Windkraft, Funktionsmöbel, Lagertechnik sowie Bau und Sanitär.