Dr. Erichsen-Preis der DFO an Dr. Karl-Heinz Stellnberger verliehen

Der Dr. Erichsen-Preis der Deutsche Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung e.V. (DFO) wurde am 25. April 2023 an Dr. Karl-Heinz Stellnberger verliehen. Die DFO verleiht die Auszeichnung an Persönlichkeiten, die auf dem Gebiet der Qualitätssicherung und Qualitätsprüfung in der Lackiertechnik Herausragendes geleistet haben.
Mit der Verleihung des Dr. Erichsen-Preis 2023 an Dr. Karl-Heinz Stellnberger ehrt die DFO eine Persönlichkeit, die über viele Jahre hinweg maßgeblich die Entwicklung von Korrosionsprüfverfahren vorangetrieben hat. In seiner Laudatio würdigte Jens Rautengarten als Präsidenten der DFO e.V. das Lebenswerk von Dr. Stellnberger. In seiner Zeit bei der Voestalpine hat Dr. Stellnberger zusammen mit seinen Mitarbeitern weit mehr als 144 Prüfungen entwickelt. Ein Teil der Erfindungen wurde auch in Patente umgesetzt, darunter viele, die Schutzmöglichkeiten vor Korrosion beschreiben. Rautengarten hob in der Laudation den „Stapeltest“ als Beispiel hervor. Beim Transport und der Lagerung von Blech-Coils kommt es aufgrund von Temperatur-/Feuchtigkeitsschwankungen zur Bildung von Kondensat. Dieses gelangt über die Kapillarwirkung in die Spalten zwischen den Wickelungen und führt dort zur sehr gefährlichen Spaltkorrosion. Zur Prüfung gab es bereits einen älteren Stapeltest, der dann so gut optimiert wurde, dass er der Realität sehr viel näherkommt. Gleichzeitig konnte die Prüfzeit deutlich reduziert werden. Auch die klassische Salzsprühnebel Prüfung gemäß DIN EN ISO 9227 konnte optimiert werden. Dr. Stellnberger ersetzte in einem alten Aquarium die herkömmliche Düsen durch eine Ultraschallvernebelung, wodurch man die Entwicklung der Korrosion nahezu in Echtzeit verfolgen kann. Alle zwei Stunden wird ein Foto erstellt, aneinandergereiht ergibt das einen Film über die Entwicklung der Korrosion. Auch bei einem anderen Verfahren hat Dr. Stellnberger auf ein ungewöhnliches Gefäß als Prüfbehälter zurückgegriffen, weswegen das Verfahren zur Schnellkorrosionsprüfung dann auch „Gurkenglasel-Test“ genannt wurde. In dem Gefäß wird die eingeritzte Beschichtung in der unteren Hälfte mit einer fünfprozentigen Natriumchloridlösung und oberhalb nicht einfach nur mit Luft, sondern reinem Sauerstoff beansprucht. Die Prüfdauer kann so von 12 Wochen auf 12 Tage reduziert werden.
Dr. Stellnberger wurde am 7 April 1964 in Linz, Österreich, geboren. Nach dem Schulabschluss folgte zunächst eine Ausbildung als Chemielaborant. Parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit als Chemielaborant in der Abteilung Korrosion und Oberflächentechnik bei Voestalpine absolvierte er in der Abendschule an der höheren Lehranstalt für Berufstätige eine Weiterbildung in der Fachrichtung Elektrotechnik. Daran schloss sich das Studium des Wirtschaftsingenieurwesen-Technische Chemie an Universität Linz an. Die Diplomarbeit: „Transfergrößen einwertiger Kationen in Acetonitril-Wasser-Gemischen“ deutet noch nicht auf seine spätere Tätigkeit hin. Hinweise auf die Themen Vorbehandlung und Korrosion finden sich dann aber in seiner Doktorarbeit, die er am Lehrstuhl für Korrosion und Oberflächentechnik der Universität Erlangen bei Prof. Martin Stratmann (inzwischen Präsident der Max-Planck-Gesellschaft) mit dem Titel „Chromatierung von verzinkten Feinblechen in Hinblick auf Cr (VI)-Ersatz“ durchführte. Danach war er in unterschiedlichen Funktionen für die Voestalpine, jedoch immer in den Bereichen Korrosion und Korrosionsschutz, tätig. Was ihn antreibt, hat Dr. Stellnberger selbst so beschrieben: "Korrosion ist wie eine Krankheit, über die man nicht spricht. Man kann sie lediglich verzögern, aber nicht verhindern.“ Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit für die Voestalpine ist Dr. Stellnberger in zahlreichen Gremien tätig, darunter beim VDEh (Verein Deutscher Eisenhüttenleute), VDA (Verband der Automobilindustrie e.V.) und der DFO.